Rhythm

 

 

Sound

Resonance



Um das Konzept "Rhythm-Sound-Resonance" besser zu verstehen, möchte ich im Folgenden die Begriffe, die dahinter stehen, erklären und dadurch meine Herangehensweise als Musiker und Lehrer besser verdeutlichen.


Was ist überhaupt Rhythmus?

 

Dieses Wort entstammt aus dem giechischen Begriff "ῥυθμός" (Rhythmós) und bedeutet "fließen". Seit Jahrtausenden verwenden wir diesen Begriff. Frühe Schriften von griechischen Philosophen wie Aristoxenos oder Pythagoras geben erste schriftlich überlieferte Erklärungen zu musiktheoretischen Zusammenhängen.

 

Gleichzeitig ist dieser Begriff bis heute nicht so definiert, dass man sagen könnte er sei ganz klar einzuordnen. Wir finden "Rhythmus" in der Musik, in der darstellenden Kunst, in der Architektur, in der Sprache und in Naturphänomenen, um nur einige Beispiele zu nennen. Trotzdem verwenden wir alle diesen Begriff ganz natürlich und wissen bzw. fühlen, was er bedeutet. Es legt der Schluss nahe, dass Rhythmus ein Teil unseres Wesens ist, was durch viele wissenschaftliche Arbeiten immer mehr herauskristallisiert wird und ständig aufs Neue bewiesen wird.

 

Hier setzt "Rhythm-Sound-Resonance" an. Rhythmus als eine Basis unserer Persönlichkeit. Natürlich sind wir in erster Linie hier auf musikalischem Gebiet. Jedoch ist Rhythmus eben nicht nur in der Musik zuhause, sondern zeigt sich beispielsweise auch in der Sprache oder in der sowohl physischen als auch in der mentalen Bewegung.

 

In meiner aktiven Laufbahn als professioneller Musiker und ebenso als Lehrer erlebe ich diese Zusammenhänge täglich. Sie sind nicht voneinander zu trennen, wenn man die Thematik der Musik offen betrachtet. Das möchte ich auch in meinen Kursen und in meinem Unterricht vermitteln. Hierfür stehe ich als persönliches Beispiel bei den Auftritten dafür ein.

 

Die Bühne und der Unterrichtsraum sind für mich zwei Orte, die gegenseitig aufeinander aufbauen und sich positiv beeinflussen. Folgendes Bild der Schlage, die sich in den Schwanz beißt soll diesen Kreislauf bildlich darstellen:

Serpent´s Coil - Drawing by Chris Down
"Serpent´s Coil" - Copyright Chris Down / United Kingdom

Die Bühne ist der Ort, an dem man mit dem Auditorium, aber auch mit den Mitmusikern kommuniziert (eine "Resonance" aufbaut). Diese Kommunikation ist in beide Richtungen ausgerichtet. Als Musiker gibt man etwas von sich und bekommt gleichzeitig was vom Publikum zurück.

 

Im Unterricht kann man diese Erfahrungen mit einbauen und bekommt einen lebens- und realitätsnahe Übertragung der Themen auf den Schüler. Da jeder Mensch anders ist und jeder sich auf seine eigene Weise und in seinem eigenen Tempo entwickelt, ist man als Lehrer auch bestrebt jeden dort abzuholen, wo er gerade steht. Das bedeutet wiederum, dass man sich als Lehrer mit sich selbst und mit seinem Instrument so ausgiebig auseinandersetzen sollte, wie ein Bergführer, der auf seinem Berg jeden Baum mit Namen kennt. Nur so hat man die Möglichkeit durch die verschiedensten Hindernisse, die im Unterricht auftauchen, den Schüler an der Hand zu nehmen - vorausgesetzt es dient dem Weiterkommen ...

 

Diese Erfahrung nimmt der Lehrer wieder mit auf die Bühne, wo er mit diesem vergrößerten Fokus seine Auftritte spielt. Anschließend kann er diesen erneut verfeinert im Unterricht weiter geben. So schließt sich der Kreis.

Percussion Solo auf einem RoCha - Konzert
Percussion Solo auf einem RoCha Konzert

Sound:

 

Klang ist Individualität. Sich -musikalisch- auszudrücken bedeutet eine Stimme, einen Sound zu haben. So wie jeder Mensch anders ist, anders klingt, wie jedes Gericht einen anderen Charakter hat, so wie jede Stimme anders ertönt, so ist auch Musik eine höchst individuelle Sache.

Unabhängig vom Alter, von der Hautfarbe oder der Abstammung hat jeder Mensch seine Individualität.

 

Ich möchte in meinem Unterricht und in meinem eigenen Spiel diese Individualität unterstützen, fördern und weiter entwickeln. Individualität hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit einer eigenen Stimme (Sound), der sich auf einer harmonischen Basis als Ausdruck entwickelt.

 

In Musikerkreisen ist es als jeher bekannt, dass man (jeden) Musiker allein am Klang erkennt. Das ist etwas besonderes, ein Gefühl von "Zuhause". Ich erinnere mich an verschiedene Ereignisse, wo ich einen anderen Musiker gebeten habe beim Sound-Check kurz was an meinem Drumset zu spielen, damit ich den Klang und die Projektion aus dem Zuschauerraum hören kann. Die Bandmusiker haben nicht mitbekommen, dass sich jemand anderer ans Schlagzeug setzt, aber nach den ersten paar Tönen drehten sich immer alle nach hinten, um die Veränderung zu erkennen.

"Rhythm-Sound-Resonance" steht für den Fokus auf den Klang, auf Individualität auf einer rhythmischen, harmonischen, fließenden Basis.

 

Klang entwickelt sein Potenzial erst auf einer rhythmischen Basis oder anders ausgedrückt ist Rhythmus ein untrennbarer Aspekt von Sound. Zusammenhänge diesbezüglich sind Teil meiner Kurse.

Troyan Set von unten

Resonance:

 

Resonanz, das Widerhallen, ist das verbindende Element. Die Verbindung zwischen Innen und Aussen. Dieser Begriff ist sehr weit gefächert. Resonanz ist, wenn Sender und Empfänger eine qualitative Verbindung eingehen. Dabei können Sender und Empfänger Lebewesen sein. Wenn z.B. zwischen Menschen eine Sympathie entsteht, wenn man "sich leiden" kann, ist es Resonanz. Wenn die Natur auf uns wirkt - unabhängig durch welche Sinneswahrnehmungen - findet Resonanz statt. Wenn ein Empfänger auf einen Sender eingestellt ist, findet sie ebenso statt. Es gibt unzählige Formen der Resonanz - der energetischen Interaktion. In jedem Augenblick ist sie "aktiv" vorhanden. Es fällt uns besonders auf, je besser ihre Qualität ist. Die einzige Frage, die sich (mir) stellt ist, wie man dieses "Mitschwingen" so gut wie möglich erreichen kann.

 

Bleiben wir bei der Musik. Die meiste Resonanz tritt auf, wenn Sender und Empfänger die gleiche Frequenz haben. In diesem Fall ist die Reaktion aufeinander am stärksten. Zwei Wellen können sich überlagern und (dauerhaft) verdoppeln oder auch komplett auslöschen. In beiden Fällen geht es erstmal darum, wie groß eben die Resonanz, oder der Einfluss aufeinander ist.

 

Die Fähigkeit in Resonanz zu gehen ist nach meiner Ansicht und nach meiner Erfahrung eines der grundlegenden Dinge, die sowohl im aktiven Musizieren, beim Unterrichten und auch generell im Alltag von grundlegender Bedeutung sind.

 

Damit ist gemeint, dass man (einfach ausgedrückt) sich in die Lage (musikalisch auch Tonlage) eines anderen versetzen kann. Als Musiker auf der Bühne ist das schlichtweg der Schlüssel zur Kommunikation auf dem Instrument mit den anderen Musikern und auch mit dem Publikum. Ich spreche hier von "Musik". Wenn jemand wirklich gutes Handwerk gesehen und gehört und erlebt hat, wie Musiker, Instrument, Gruppe und Publikum eine Einheit ist, dann dann sollte klar sein, wovon ich hier schreibe. Man kann nämlich im wahrsten Sinne auf dem Instrument "zaubern". Das ist Resonanz.

 

Einen Schüler dort abzuholen, wo er ist und ihn auf seinem individuellen Weg zu unterstützen, das ist Resonanz.

 

 

Der Umgang mit anderen auf einer harmonischen ("fließenden", "rhythmischen") Weise ist Resonanz.